Krankheitsverlauf

Ob oder wie weit sich eine betroffene Person wieder erholen kann, hängt davon ab, wo sich die Hirnverletzung befindet und wie gross diese ist. Aphasien können sich teilweise zurückbilden, weil sich die Hirnzellen in der Nachbarschaft der zerstörten Zellen wieder erholen und sprachliche Funktionen übernehmen können.

Akutphase (4-6 Wochen)

Die meisten Menschen mit einer Aphasie gehen davon aus, dass sich ihre sprachlichen Beeinträchtigungen wieder vollständig zurückbilden. Personen mit ausgeprägten Verständnisproblemen erkennen zunächst nicht, dass sie eine Sprachstörung haben. Sie realisieren aber vage, dass etwas anders ist als früher. Das kann so weit gehen, dass sie ärgerlich reagieren, weil sich scheinbar die gesamte Umwelt gegen sie verschworen hat und plötzlich ein unverständliches Kauderwelsch spricht. Andere Personen sind sich von Anfang an ihrer Krankheit bewusst und leiden sehr darunter.

Postakutphase (ab 6 Wochen)

Nach intensiver Sprachtherapie beginnen die aphasischen Personen zu realisieren, dass sie sich möglicherweise auf ein Leben mit der Sprachbehinderung einstellen müssen. Viele wehren sich zunächst sehr gegen diese Vorstellung und klammern sich an die Hoffnung einer Besserung. Andere reagieren depressiv, ziehen sich zurück und haben das Gefühl, allen zur Last zu fallen. Auch stehen meistens sehr konkrete Fragen der Lebensplanung an: So sind es oft Fragen nach Beruf oder Rente und die damit verbundenen finanziellen Probleme, die geklärt werden müssen.

Chronische Phase (ab 1 Jahr)

Im Laufe der Zeit kann es den aphasischen Personen allmählich gelingen, trotz der Behinderung neue Lebensqualität zu finden. Es werden andere Interessen und Aktivitäten entdeckt, die trotz einer Sprachbehinderung möglich sind. Eine solche Neuorientierung kann viele Monate bis Jahre beanspruchen.

Wie viel Zeit und welche Hilfen ein Mensch benötigt, um mit einer solchen Lebenskrise fertig zu werden, ist sehr individuell. Lesen Sie dazu unsere Broschüre «Gutes Leben mit Aphasie».